Eigentlich coache ich alle meine Schüler auf irgendeine Art. Sei es nur beim fachbezogenen Lernen, bei der alltäglichen Motivationsfindung für die Schule oder sei es bei der Entwicklung von mehr Selbstsicherheit in einem schwierigen schulischen Umfeld, bei familiären Problemen, bei Einsamkeit nach einem Umzug in ein noch fremdes Land oder bei der (Wieder-)Eingliederung in die Berufswelt.
Ich kümmere mich um die Menschen und interessiere mich für sie. Ich höre zu und gebe Tipps. Keine Magie, nur Empathie und viel Engagement mit Herz.
Ich kann und möchte hier keine Preise nennen. Ich helfe gerne da, wo ich kann, wo ich gebraucht werde und wo meine Hilfe geschätzt wird. In erster Linie helfe ich
Menschen, weil sie mich berühren und weil ich ein bisschen mehr Glück und Leichtigkeit in diese Welt zaubern möchte. Dankbarkeit lässt sich auf verschiedenste Weisen ausdrücken;
sei es mit einem Lächeln, einem Happyend, einem feinen Essen, einer Weiterempfehlung oder einer anderen Art von Belohnung.
Ich glaube fest daran, dass man schon mit kleinen guten Taten Grosses bewirken kann. Hier jedoch ein paar Beispiele von grösseren guten Taten:
Nadia* kam aus Spanien in die Schweiz, weil sie ihren Kindern ein glückliches Leben, eine gute Ausbildung und berufliche Zukunftsperspektiven bieten wollte. Die Familie sprach anfangs kaum Deutsch und von ihren Bekannten hier in der Schweiz wurden sie rundum ausgenutzt. Eines Tages entschied Nadia, sich eine Deutschlehrerin zu suchen und so lernten wir uns kennen. Sie war ein herzensguter Mensch und erzählte mir bald schon sehr offen von ihrem Leben und ihrer Geschichte, die mich unheimlich berührte. Kurz darauf lernte ich auch ihren Mann und die beiden Kinder kennen.
Ich hörte der Familie zu, half ihnen ihre Optionen abzuwägen und eine Entscheidung zu treffen. Ich setzte mich bei ihrer zukünftigen Vermieterin für eine Wohnung
für sie ein, übersetzte Briefe und Formulare, half ihnen ihre Finanzen zu managen, war Nadia auf der Jobsuche behilflich und gab ihr nebenbei noch ein paar Deutschstunden (ja, die Prioritäten
hatten sich verschoben...).
Die Familie bekam schlussendlich einen Neuanfang in einer anderen Region der Schweiz geschenkt und auch wenn heute vieles noch nicht so gut läuft, wie ich es dieser Familie von ganzem Herzen wünschen würde, war es definitiv ein Schritt in die richtige Richtung, bei dem ich behilflich sein konnte.
Fabian* war nie gut in der Schule. Es wurde schon früh eine Lern- und Auffassungsbehinderung bei ihm diagnostiziert und er kam von einer Sonderschule auf die nächste. Dank der IV und der Stiftung Profil von Pro Infirmis konnte Fabian trotz seiner Einschränkungen eine Bürolehre absolvieren. Im Anschluss an das Diplom vermittelte ihn die Stiftung an ein kleines, lokales Unternehmen, dessen Inhaber fest davon überzeugt war, dass man Menschen wie Fabian eine wohlverdiente Chance auf dem Arbeitsmarkt geben musste.
Doch der Anfang war schwierig, sowohl für Fabian als auch für seinen Chef. Für Fabian war es eine riesige Herausforderung, sich an seinem neuen Arbeitsplatz
zurechtzufinden, neue Aufgaben selbstständig in Angriff zu nehmen und insbesondere Verantwortung zu übernehmen. Fabians Chef fehlte hingegen die Zeit an allen Enden. Er wusste, dass Fabian viel
Betreuung benötigte und dass man ihm viel Zeit geben musste, um gewisse Dinge verstehen oder gar erlernen zu können.
Anfänglich wurde ich engagiert, um Fabian in seinem eigenen Tempo etwas mehr Wissen über Finanzbuchhaltung zu vermitteln. Doch bald stellte sich heraus, dass meine Hilfe an einer anderen Front noch viel dringender benötigt wurde. Ich half Fabian dabei, seine Arbeitstage zu strukturieren, Aufgaben in kleinere Häppchen aufzuteilen und sich selbst mittels Checklisten sowohl zu motivieren als auch zu überprüfen. Wir telefonierten mehrmals wöchentlich und ein- bis zweimal die Woche war ich vor Ort. Eine meiner letzten Taten war, dass wir gemeinsam sein gesamtes Büro entrümpelten, es frisch putzten und neu einrichteten. Es war nun endlich SEIN Büro geworden - befreit von jeglichen Altlasten.
Céline* ging in die Sek und war eigentlich eine gute Schülerin. Leider wurde die Teenagerin zunehmend von sozialen Ängsten geplagt, die sie vor Präsentationen oder Vorträgen in der Schule regelrecht lahmlegten. Die Situation verschlimmerte sich so weit, dass Céline nicht mehr zur Schule gehen wollte, obwohl sie die Schule an sich eigentlich immer gemocht hatte. Die permanenten Angstzustände erlaubten es dem Mädchen nicht mehr, in seinen gewohnten Alltag zurückzukehren.
Céline wurde eine gute Psychotherapeutin empfohlen, die gemeinsam mit ihr, ihren Eltern und der Schulleitung, die sich inzwischen ebenfalls eingeschaltet hatte, nach einer Lösung suchte. Diese wurde in Form einer Klinik mit integrierter Schule gefunden. Es gab nur einen kleinen Haken an der Geschichte: die Warteliste...
Céline sollte sich also vorerst weiterhin zu Hause selbst den ganzen Schulstoff beibringen und erarbeiten müssen. Dazu kommen noch die Einsamkeit und die schlechten Gedanken, wenn man so den ganzen Tag alleine zu Hause rumsitzt. Die Situation war alles andere als ideal für Céline und zu jenem Zeitpunkt wurde ich durch die behandelnde Psychologin an die Familie vermittelt.
Ich lernte die Familie kennen und verbrachte jeweils einen Nachmittag pro Woche mit Céline. Ich versuchte, da anzuknüpfen, wo sie selbst vor Wochen (oder gar Monaten) abgehängt oder aufgegeben hatte. Durch gezielte Erklärungen ermöglichte ich es ihr, wieder ein Stück weit selbst voranzukommen und Erfolgserlebnisse zu haben. Wir stellten jeweils gemeinsam einen Wochenplan für sie auf, damit sie eine gewisse Struktur in ihrem Tag hatte, welche ihr Sicherheit gab und weniger Zeit für schlechte Gedanken liess. Darüber hinaus nahm ich jede Gelegenheit wahr, um ihr zu zeigen, dass sie gut war, dass sie an sich glauben sollte und dass sie immer wieder aufs Neue über sich hinauswachsen konnte.
Mittlerweile hat Céline einen Platz in der Klinik erhalten und ihre Psychologin meinte abschliessend, ich hätte ihr sehr gut getan.
* Namen geändert